von Sebastian Berndt, zweiter Teil

Zugleich war Petrus Canisius organisatorisch begabt. Er gründete unzählige Jesuitenkollegs und -schulen, verwaltete als Diözesanadministrator die Erzdiözese Wien (1554–1555, die Ernennung zum Bischof lehnte er ab), nahm am Augsburger Reichstag (dem mit dem Augsburger Religionsfrieden) teil und baute ab 1556 als erster Provinzial die deutsche Jesuitenprovinz auf.

Erst ab 1580 wird er in Freiburg (CH) halbwegs sesshaft, wo er am 21. Dezember 1597 auch ins ewige Leben hinübergeht. 1864 wird er von Pius IX. selig, 1925 von Pius XI. heilig gesprochen. Dazwischen verleiht ihm 1897 Leo XII. Den Titel Zweiter Apostel Deutschlands (nach Bonifatius). Sein Gedenktag ist im deutschen Sprachraum der 27. April.

Während in Rom der deutschsprachige Raum als für den katholischen Glauben verloren betrachtet wurde, gab Petrus Canisius diesen nicht auf – wohl nicht zuletzt aufgrund einer tiefen mystischen Erfahrung in Rom, nachdem er von Papst Paul III. den Segen und die Sendung empfangen hatte, die er selbst so beschreibt:

Ewiger Hoherpriester, in Deiner unendlichen Güte hat es Dir gefallen, dass ich den Erfolg und die Bestätigung dieses apostolischen Segens inständig den Aposteln empfahl, die man im Vatikan besucht und die dort ihre Wunder wirken. Dort erfuhr ich Deinen Trost und die Gegenwart Deiner Gnade, die mir zuteil wurde durch so hohe Fürsprecher. Auch sie gaben mir den Segen und bestätigten die Sendung nach Deutschland, und sie schienen mir wie einem Apostel Deutschlands ihr Wohlwollen zu schenken. Du weißt, Herr, wie sehr und wie tief Du mir an diesem Tag Deutschland anvertraut hast, wohin ich aufbrechen und für das ich zu leben und zu sterben wünschen sollte.
Schließlich sah ich vor mir das geöffnete Herz Deines heiligen Leibes, und Du botest mir an, aus ihm zu trinken. Du mein Heiland, Du ludest mich ein, Wasser des Heils zu schöpfen aus Deinen Quellen. Ich verspürt den großen Wunsch, dass von dort aus Fluten des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe in mich einströmten. Ich dürstete nach Armut, Keuschheit und Gehorsam. Ich bat Dich, mich zu waschen, zu kleiden und auszustatten. Als ich dann wagte, Dein liebevolles Herz zu berühren, und meinen Durst aus ihm zu stillen, da versprachst Du mir ein Gewand, aus drei Teilen gewebt, geeignet, die Nacktheit meiner Seele zu bedecken. Diese drei Teile des Gewandes bezogen sich ganz und gar auf meine Aufgabe: Es waren der Friede, die Liebe und die Ausdauer. Angetan mit diesem Gewand des Heils hatte ich die Zuversicht, mir werde nichts fehlen, sondern mir werde alles gelingen zu Deiner Ehre.

Lesen Sie ab dem 28. Mai im dritten Teil über Canisius‘ Wirken als Reformator der Kirche seiner Zeit! Mehr über den Reformer Petrus Canisius erfahren Sie auch im Podcast Spiritualität von Radio Horeb.

In wenigen Tagen ist Pfingsten. Seit Christi Himmelfahrt beten viele die Pfingstnovene in dem Anliegen der Erneuerung der Kirche – so wurde es vor gut 100 Jahren von Papst Leo XIII. aufgetragen.

Weil nun Erneuerung bei jedem von uns beginnt und erfahrungsgemäß oft als ein (lebens)langer Prozess wahrgenommen wird, zählen viele die Pfingstsequenz zum festen Bestandteil ihres Gebetslebens; sie spüren wohl die ihr innewohnende Kraft und Wirkung auf unser Herz. Vor gut 800 Jahren trat dieses Gebet Veni Sancte SpiritusKomm, o Geist der Heiligkeit, das einem Erzbischof von Canterbury zugeschrieben wird, seinen Weg zu uns Gläubigen an.

Beistand, Trost, Ruhe, Frieden, Glaube, Hoffnung, Liebe, Freude, Vertrauen, Heilung und Licht – fortdauernde Sehnsucht für uns Menschen im irdischen Leben, die uns nur der Geist Gottes wahrhaft schenken kann. Insofern ist die Pfingstsequenz – vorgesehen in der Messliturgie am Pfingstsonntag – ein eindringliches Bitten der Weltkirche, dass Jesus uns vom Vater her diesen Beistand sende.

Gib dem Volk, das Dir vertraut,
das auf Deine Hilfe baut,
Deine Gaben zum Geleit!

Lass es in der Zeit bestehn,
Deines Heils Vollendung sehn
und der Freuden Ewigkeit! Amen. Halleluja.

Im Gebet verbunden, wünschen wir allen von Herzen gesegnete Pfingstfeiertage!

Das Team von Christus in die Mitte! Erfurt

Fotos: Dreifaltigkeit von Andrea Don via pixabay, Petrus Canisius Anonymous/ Unknown author, Public domain, via Wikimedia Commons