Segnen als Inanspruchnahme des irdischen Lebens für Gott

von Martin Hohmann, 28.09.2020

Der Segen wir Ihnen im Rahmen ihres Lebens als Christen immer wieder einmal begegnet sein: Etwa bei den sogenannten Sakramentalien wie dem Aschenkreuz, der Fußwaschung oder der Verwendung von Weihwasser. Es handelt sich hierbei um heilige Zeichen und Handlungen, in denen der Segen gespendet wird. Dann begegnet er uns natürlich am Ende jeder heiligen Messe. Aber auch Sie selbst haben vielleicht schon einmal einen Segen gespendet.

Die katholische Kirche versteht den Segen als das Gute, das von Gott herkommt. Segnen ist eine göttliche Handlung, die Leben schenkt und bewahrt. Gott, der Vater und Schöpfer alles Seins, sagt: „Es ist gut, dass du da bist. Es ist schön, dass es dich gibt.“ In einem Segensgebet rufen wir den Segen Gottes auf uns herab. Er besteht in seiner Güte und Nähe, in seinem Erbarmen.

Dietrich Bonhoeffer hat in diesem Zusammenhang einmal von der „Inanspruchnahme des irdischen Lebens für Gott“ gesprochen. Es geht also darum, Gottes ursprüngliche Aussage in Erinnerung zu rufen und wirksam werden zu lassen: „Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut.“ (Gen 1, 31)

In dieser Weise soll jeder Christ Gottes Segen herabrufen, sowohl für sich als auch für andere Menschen. Segnen ist etwas, was jeder tun kann: Etwa die Eltern, wenn sie ihrem Kind das Kreuz auf die Stirn zeichnen oder generell Menschen, die einander lieben und sich gegenseitig segnen. So werden wir zu „Mitarbeitern“ Gottes, die etwas zu seinem Erlösungswerk beitragen. Der Priester wiederum segnet kraft seines Amtes im Namen Jesu und im Auftrag der Kirche. Seine Segensbitte wird in besonderer Weise wirksam durch die Priesterweihe und das Gebet der ganzen Kirche.

Im Alten Testament findet sich der Segen an prominenter Stelle, wenn Gott Abraham beruft. Dort heißt es: „Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein.“ (Gen 12, 2) Hier erfahren wir noch mehr über die Wirkungsweise des Segens: Der von Gott Gesegnete wird seinerseits wiederum ein Segen für seine Umgebung sein. Er ist fruchtbar – in der Entfaltung seines eigenen Lebens, aber auch in dem Blühen und Gedeihen, das sich um ihn her entfaltet.

In der gleichen Weise kann unsere Gebetsinitiative eine segnende Wirkung entfalten. Es braucht in unserer schnelllebigen und zur Ablenkung neigenden Zeit Menschen, die diese entscheidende Dimension unseres Lebens – das Gebet – für sich entdecken und sie verkörpern, vielleicht sogar im Sinne einer Stellvertretung für diejenigen, die es nicht tun.

Daher möchte ich am Ende für unsere weiteren Vorhaben um Gottes Segen bitten.

Ihr Martin Hohmann


Siehe auch: Hintergrundwissen zum Thema Segen, S.21 in:
https://www.bistum-wuerzburg.de/fileadmin/user_upload/Themenheft_SegenSein.pdf

„Gesegnet wird man nicht nur für sich selbst.“

Dr. Joachim Wanke, emeritierter Bischof von Erfurt

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