Aus einem Vortrag von Robert Barron, Weihbischof in LA, zur Eucharistie
Der Vortrag selbst in Englisch:
Hier eine Zusammenstellung in deutscher Sprache von Inhalten aus diesem Vortrag. Die Zahlen markieren die Zeitangabe im Video.
Der Referent spricht zur realen Gegenwart Jesu in der Eucharistie (Realpräsenz). Wesentliche Aussagen sind entsprechend der Abfolge des Vortrages aufgeführt.
1) Anlass zu dem Thema war für ihn eine Studie, nach der 70% der Katholiken in den USA nicht an die Realpräsenz Jesu in der Eucharistie glauben. Und das 50 Jahre nach dem II. Vatikanischen Konzil, das die Eucharistie als Quelle und Höhepunkt allen christlichen Lebens bezeichnet. (1:54)
2) Bis heute sind folgende Fragen neuralgisch:
- Wovon sprechen wir nach der Wandlung?
- Was wird nach der Kommunion an seinen Platz gebracht?
3) Realpräsenz Jesu Christi ist der goldene Faden unseres Glaubens und seit der irdischen Zeit Jesu vom Ringen um diese Wahrheit begleitet.
4) Bischof Barron spannt einen Bogen vom Ursprung in der Bibel (Joh 6,6) bis hin zu Papst Paul VI. Mitte des 20. Jahrhunderts .
Johannes, Kap. 6 nimmt Bischof Barron als biblisches Fundament und spricht von (9:27)
- der Anziehungskraft der Gegenwart Jesu – bis heute;
- Jesus als Lehrer – bis heute (11:07);
- Jesus, der die große hungrige Menge und das vervielfacht, was die Jünger geben können;
- Jesus, der uns lehren, aber noch viel mehr nähren will (12:05);
- Er erhebt das, was Menschen bringen, zur geistigen Speise für die Welt (12:30).
An Jesu Worten:
Ich bin das Brot des Lebens. Ich bin das lebendige Brot vom Himmel… Mein Fleisch für das Leben der Welt.
Joh 6,35 und 6,51
entbrennt unter seinen jüdischen Zuhörern eine Kontroverse. Insofern ist unsere heutige
Situation nicht neu (15:11).
Jedoch haben die Menschen damals das Wort Jesu als das genommen und verstanden, was es sagt: Esst mein Fleisch, trinkt mein Blut – nahezu ungeheuerlich für gläubige Juden. Für sie war das keine Rede von einem Symbol (16:14).
Das 2-fache Amen Jesu bestätigt nachdrücklich seine Aussage (16:28–16:34):
Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.
Joh 6,53
Warum protestieren sie? – Wegen eines Symbols?! So fragt Bischof Barron (20:00).
Und dann zeigt er an der Schrift auf: Jesus macht keine Kompromisse, macht nichts weicher/softer (20:05). Das ist das biblische Fundament für das Festhalten an der Lehre von der Realpräsenz. Sie ist keine spätere Erfindung (20:24).
Kirchenväter; 2.–5. Jahrhundert (20:43)
Nicht erst ab dem Mittelalter wurde an die Realpräsenz geglaubt (20:54). Ignatius von Antiochien lebte 35-108 und kannte daher die Apostel (21:02). In einem Brief an Smyrna schreibt dieser (21:09):
Eucharistie ist das Fleisch unseres Erlösers, das Fleisch, das für unsere Sünden gelitten hat und vom Vater in seiner Gnade vom Tod gerettet wurde
Brief des hl. Ignatius von Antiochien an die Smyrnäer 7,1
11. Jahrhundert Berengar von Tours (ab 25:03)
Bischof Barron: „70% unserer katholischen Geschwister hängen im Grunde noch Teilen
seiner Lehre an.“ Es ist ein intellektuelles Herangehen an den Glauben.
Berengar v. Tours vertrat folgende Position (26:29ff.):
- Es müsse unterschieden werden zwischen dem Leib des historischen Jesus, der nun im Himmel ist, und dem Leib, der sakramental in der Eucharistie erscheint. Dieser sei nur ein Zeichen/Symbol für den himmlischen Leib Christi.
- Bei den Wandlungsworten werde dem Brot/Wein etwas hinzugefügt. Das meint: Jesus sei gegenwärtig, aber nur spirituell gegenwärtig (28:35).
- Viele folgten seiner Darstellung, und es gab viele Debatten.
- 1059 musste er schwören auf die Lehre, dass Wein und Brot nach den Wandlungsworten Blut und Leib des Herrn Jesus sind (30:18),
13. Jahrhundert (ab 46:51)
Der große Kirchenlehrer Thomas von Aquin stellt angesichts der Debatten um die Eucharistie die Frage: Täuscht uns Gott etwa? Denn was auf dem Altar liegt, sieht aus wie Brot, schmeckt wie Brot, riecht wie Brot (bzw. Wein). Er beantwortet seine Fragestellung mit: Nein, Gott täuscht uns nicht. Nicht das Material ändert sich, aber seine Substanz, sein inneres Wesen (= Lehre von der Transsubstantiation).
Bischof Barron zieht an dieser Stelle eine interessante Parallele zum Evangelium, als die Emmausjünger Jesus zwar sehen, hören, berühren, Ihn jedoch nicht erkennen. Erst beim Brechen des Brotes ist ihnen das möglich (48:04).
16. Jahrhundert: Zeit der Debatten zwischen Protestantismus und Katholizismus
Luther vertritt die Auffassung, Brot und Wein blieben Brot und Wein. Jesu Gegenwart werde auf irgend eine Weise hinzugefügt (50:10). Im oder mit dem Brot geschehe etwas. im/mit dem Brot komme die Gegenwart Jesu (50:31). Es ist also ein Glaube an die Gegenwart Jesu, aber nicht in der Weise der Transsubstantiation wie bei Thomas von Aquin (50:39).
Zwingli bezieht sich sogar direkt auf Berengarius: Brot und Wein seien nur ein Symbol (51:32).
20 Jahrhundert: Papst Paul VI. der Zeit des 2. Vatikanischen Konzils
Während der 1960er Jahre kursieren Versuche, die Eucharistie zu erklären, die angeblich dem modernen Menschen angepasst seien, tatsächlich aber den Fehler Berengars wiederholen:
- Transsignifikation: Brot und Wein bedeuteten Leib und Blut Christi (56:57)
- Transfinalisation: Der Zweck ändere sich. Brot und Wein zeigten die Gegenwart Jesu (57:02).
Deswegen sagt Papst Paul VI. während des Konzils: „Ich muss etwas über Eucharistie sagen.“ 1965 erscheint sein Brief MYSTERIUM FIDEI. Bischof Barron führt darauf bezugnehmend aus, es gebe verschieden Arten der Gegenwart Christi in der Kirche:
- wenn sie gemeinsam betet, weil Er in und mit uns betet und der ist, zu dem wir als unserem Gott beten;
- in Werken der Barmherzigkeit; Jesus selbst handelt an den Armen;
- wenn sie das Evangelium verkündet, denn im Prediger spricht Jesus selbst;
- wenn die Sakramente gespendet werden; Jesus selber agiert und spendet sie;
- in der Messe teilt Jesus sein Leben mit uns.
An einer anderen Stelle ist Er aber auf eine höherwertige Weise gegenwärtig. Das ist die eucharistische Gegenwart, in der Er ganz substantiell da ist. Da ist der Menschensohn allumfassend präsent.
5) Bischof Barron schließt ab mit einem Beispiel: Es macht einen Unterschied, ob ich einen Vortrag lese, den Referenten z.B. im Radio höre, alles auf einem Video anschaue – oder ob der Referent real vor mir steht.
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