Eichsfelder-Wallfahrt nach Vierzehnheiligen

Nach den Erscheinungen des Jesuskinds vor dem Schäfer Hermann Leicht setzten schon bald Pilgerströme nach Vierzehnheiligen ein. Diese Nachricht erreichte auch das Eichsfeld. Die Wallfahrer aus Bamberg, die zum Hülfensberg gingen, könnten die Neuigkeit mitgebracht haben. Einzelne Pilger aus dem Eichsfeld gingen schon im 15. Jahrhundert. So fand man eine Rechnung für eine Übernachtung im Kloster Banz aus dem Jahr 1490.

Mit dem Bau der Basilika im 18. Jahrhundert bildeten sich Gruppen von 80-120 Pilgern und gingen von Diedorf (Eichsfeld) dreimal im Jahr (Christi Himmelfahrt, Peter und Paul, Kreuzerhöhung).

Dieser Ausgangspunkt der Obereichsfelder wurde bewusst gewählt: das heilige Grab von Diedorf und die Nähe zum alten Wallfahrtsort Katharinenberg gaben den Ausschlag. Insgesamt war man 12 Tage unter einfachsten Bedingungen unterwegs ( 5 Tage hin, 5 Tage zurück und 2 Tage am Pilgerziel). Oft ging man barfuß, weil die Füße mit den großen Blasen in keine Schuhe mehr passten.

Ab 1908 fuhr man mit dem Zug. Die Fußwallfahrt ging ein. In den 30-er Jahren fuhren 2000 Eichsfelder mit ihrem Heiligenstädter Propst . Durch die DDR Zeit war ein Pilgern der Obereichsfelder dorthin nicht mehr möglich (Das Obereichsfeld liegt in der ehemaligen DDR in Thüringen, das Untereichsfeld rund um Duderstadt in der ehemaligen Bundesrepublik).

Nach dem Krieg setzten die Untereichsfelder die Tradition mit Bussen und PKWs fort. Ihr Termin ist der Juni, das Fest Peter und Paul. Die Teilnehmerzahl beträgt etwa 500-600 Pilger.

1998 machten wir aus dem Obereichsfeld den Versuch, die Fußwallfahrt wieder zu beleben. Sieben Männer und eine Frau haben dabei wichtige Erfahrungen gemacht z.B. hinsichtlich der Streckenführung. Die alten Strecken konnten ja nicht mehr genommen werden, weil sie jetzt sehr befahrene Straßen sind.

1999 wurde die gesamte Strecke zu Fuß gelaufen. In diesem Jahr entwickelten sich die Wallfahrtsregeln: ab dem Jahr 2000 ging man ohne Alkohol, Kaffee, Gaststätte, Eis und Süßigkeiten. Die Magdeburger Fußwallfahrt ins Klüschen Hagis (Wallfahrtsstätte im Eichsfeld) war für das geistliche Programm richtungsweisend. Die Einfachheit, ansprechende Lieder und auf den Tag verteilt geistliche Impulse und Gebet strukturieren den Tag. Die musikalische Begleitung von Gitarre und Mundharmonika sind hier in Vierzehnheiligen was Besonderes.

Das Buch von Anselm Grün „Wunden zu Perlen verwandeln“, in dem die Legenden der vierzehn Heiligen modern gedeutet werden, begleitet uns seit 1999. Die Heiligen werden vorgestellt und daraus ergeben sich uns immer wieder anregende Impulse für die Schweigezeit.

Die Teilnehmer/innen kommen vor allem aus dem Eichsfeld, aber auch aus Niedersachsen, Hessen und Berlin. Für die 220 km sind wir 7 Tage unterwegs. Manche sind nur einmal mitgelaufen. Viele haben sich aber den „Pilgervirus“ eingefangen und sind mehrmals dabei.

(aus: Wallfahrtsbericht zur 20. Fußwallfahrtallfahrt 2017
freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Herrn Helmut Heiland, Heiligenstadt,
Kontakt bei Interesse an Teilnahme: helmutheiland (at) gmx.de)