von Sebastian Berndt, erster Teil

Am 8. Mai 1521 wurde in Worms die Reichsacht über Martin Luther verhängt, und in Nijmegen Pieter Kanijs geboren. Was auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun hat, sieht aus der Rückschau weit weniger zufällig aus: Besser bekannt unter seiner lateinischen Namensform Petrus Canisius sollte Pieter der wesentliche Protagonist der Gegenreformation nördlich der Alpen werden.
Schon mit 15 Jahren begann er in Köln das Studium der Philosophie und der Theologie – mit dem Ziel, das völlig zurückgezogene Leben eines Kartäusermönchs zu führen. Freilich bedeutet die Zurückgezogenheit der Kartäuser keineswegs eine Weltfremdheit, vielmehr war es gerade das kartäusische Umfeld, das ihn mit dem Gedanken einer katholischen Reform der Kirche vertraut machte.
Entscheidend für sein Leben sollte die Teilnahme an Exerzitien in Mainz werden. Gehalten wurden sie von einem jungen Franzosen, Pierre Lefèvre, ebenfalls besser in latinisierter Form als (hl.) Petrus Faber bekannt, der einer erst wenige Jahre zuvor gegründeten kleinen Gruppe angehörte, die – für eine geistliche Gemeinschaft damals geradezu unerhört – weder Chorgebet noch ausführliches Gemeinschaftsleben kannte und sich Gesellschaft Jesu nannte und später der Orden der katholischen Kirche werden sollte, besser bekannt als Jesuiten.
An seinem 22. Geburtstag wurde Petrus Canisius 1543 das achte Mitglied dieser ungewöhnlichen Truppe und damit ihr erstes Nicht-Gründungsmitglied. Danach begannen sich die Ereignisse zu überschlagen. In Köln gründete er die erste Niederlassung der Jesuiten. Schon 1544 wurde er daselbst Professor. Nur ein Jahr später nahm er als Sprecher der katholischen Bürgerschaft der Stadt am Reichstag teil, der wiederum in Worms stattfand. 1546 wurde er zum Priester geweiht. Ab 1547 nahm er als Berater des Augsburger Bischofs am Trienter Konzil teil. Nach einem Umweg über Rom, Messina und Bologna kam er 1549 nach Deutschland zurück.

Spätestens ab jetzt wird es unübersichtlich. Petrus Canisius wirkte unermüdlich in der Erneuerung der katholischen Bildungsarbeit. In Messina hatte er das erste Jesuitenkolleg mit angeschlossener Schule gegründet. Dabei war ihm aufgegangen, dass die Erneuerung der Kirche nur über die Erneuerung der Bildung erfolgen konnte. Genau hierin lag auch historisch betrachtet das Erfolgsrezept der Gegenreformation – so dass selbst überzeugte Protestanten ihre Kinder auf Jesuitenschulen schickten.
Jedoch beschränkte er sich nicht auf Schulen, sondern er wirkte an verschiedensten Universitäten (u. a. in Wien, Ingolstadt und Freiburg/Schweiz), aber auch Kirchen als Prediger. Er belehrte sowohl die geistige und geistliche Elite – Päpste, Kaiser, Könige – als auch das einfache Volk und war sich auch nicht zu schade, in einer praktisch leeren Kirche vor ein paar frommen alten Frauen zu predigen. Er verfasste drei Katechismen, je einen für Kinder, für Erwachsene und für Theologiestudenten, die für die nächsten vier Jahrhunderte Bestseller in verschiedensten Sprachen werden sollten.
Lesen Sie ab dem 21.5. im zweiten Teil, wie Petrus Canisius den deutschsprachigen Raum für den katholischen Glauben nicht verloren geben wollte.
Mehr Gedanken und Informationen zu Petrus Canisius finden Sie im Podcast Spiritualität von Radio Horeb.

Petrus Canisius war mit seinem ausdrücklich an Kinder gerichteten Katechismus seiner Zeit weit voraus und damit auch gewissermaßen der Vorreiter für den 2011 erschienen Youcat (Kurzwort für youth catechism), den neuen Jugendkatechismus der katholischen Kirche – „anschaulich erklärt, innovativ präsentiert, offiziell bestätigt“ (www.youcat.org). 2018 erschien der Youcat for Kids, eine Einführung in den Glauben der Kirche für Kinder von acht bis zwölf Jahren und ihre Eltern. In diesem Video erfahren Sie mehr darüber.
Wie Petrus Canisius das für seine Zeit neuartige Medium des Buchdrucks zu nutzen wusste, so haben sich Menschen unserer Zeit aufgemacht, die frohe Botschaft von Jesus Christus auf digitalem Weg zu verbreiten. Hinweisen möchten wir auf das Come Holy Spirit-Webinar der Initiative Feuerstrom vom 14. – 16. Mai 2021 sowie auf die ONLINE-Pfingstexerzitien mit P. James Manjackal MSFS vom 21. – 23. Mai 2021.
Die nächsten Hochfeste stehen vor der Tür: Das Beten der Pfingstnovene zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten gehört schon sehr lange zur Tradition unseres katholischen Glaubens. Gebetsintentionen für unsere Tage gibt es reichlich. Die Pfingstnovene kann auf verschiedene Arten und Weisen gestaltet werden. Anregungen dazu finden Sie z. B. in einer Broschüre der Charismatischen Erneuerung. Oder lesen Sie bei den Gebeten auf unserer eigenen Internetseite nach. Wir laden alle herzlich ein zum gemeinsamen Gebet um den Hl. Geist für uns, unsere Kirche und unser Land.
Gottes reichen Segen wünscht das Team von Christus in die Mitte – Erfurt.
Titelfoto: im Innsbrucker Dom, Burkhard Mücke, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons; Foto Petrus Canisius als Lehrer aus Julius Oswald SJ, Peter Rummel: Petrus Canisius – Reformer der Kirche; Festschrift zum 400. Todestag des zweiten Apostels Deutschlands; Foto Kirchenfenster GFreihalter, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons